Bernd Kölle war ein ungewöhnlicher Mensch, sowohl in seinem Leben als auch in seinem plötzlichen Tod am 14. September 2014.
Die schwere Erkrankung mit 2 ½ Jahren und der lange Krankenhausaufenthalt hatten meinen munteren kleinen Bruder sehr verändert: Er war verstummt, scheu und geistig behindert. Die Liebe und lebenslange geduldige Förderung unserer Eltern, die sich daneben auch gesellschaftspolitisch unermüdlich für geistig Behinderte einsetzten, sowie die ganzheitliche Förderung in den damals gerade gegründeten Heilpädagogischen Sonderschulen, boten Bernd vielfältige Anregungen und beste Möglichkeiten, sich zu entwickeln und zu lernen.
Besonders durch den Musikunterricht gewann Bernd, der neben anderen Inselbegabungen das absolute Gehör hatte, wieder an Selbstbewusstsein und Lebensfreude.
Nach Abschluss der Schule arbeitete Bernd in den Winterhuder Werkstätten, bzw. Elbe Werkstätten, die längste Zeit davon in der Töpferei. Seine Arbeit als Töpfer nahm Bernd sehr ernst und er konnte den gesamten Arbeitsprozess „druckreif“ erklären. Wie stolz war er, als er zum Gruppensprecher gewählt wurde.
Bernd war beliebt, hatte viele Freunde in der Werkstatt, beim Ehemaligentreffen in der Schule Kielkamp, beim Treff für Behinderte in der Freien evangelischen Gemeinde, in der Nachbarschaft und im Keramik-Atelier Reisgies, wo er in den vielen Jahren als geistig behinderter Kursteilnehmer immer integriert war, weil es Spaß machte, mit ihm zusammen zu sein. Er war einfühlsam, hilfsbereit, fröhlich und versuchte stets, alles „richtig“ zu machen. Den Erfolg, den er mit seinen ausdrucksstarken Figuren und Tierplastiken erzielte, hat er genossen.
Sein kreativer Umgang mit Sprache in Form von kleinen Wortspielen und chiffrierte Redewendungen ließen allerdings manchen im Gespräch mit Bernd etwas ratlos werden, was ihn dann amüsierte.
Ich habe vielleicht 50 Jahre gebraucht, um Bernd zu verstehen, dann habe ich ihn bewundert: Mein Bruder hatte über die Jahre gelernt, mit seinen Stärken und Schwächen gut umzugehen und das Beste aus seinen Möglichkeiten und seinem Leben zu machen.
Katja Kölle
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Gerd Breitbart – Töpferei – Elbe Werkstätten